Pflegeservice Bayern
Ein Beratungsangebot der
gesetzlichen Pflegekassen in Bayern

Lesezeit: 1 Minute 

Agitiertheit bei Pflegebedürftigen

Agitiertheit bezeichnet plötzlich auftretendes, auffälliges Verhalten, welches in verschiedenen Erregungszuständen mündet. Die Ursachen liegen allerdings in primär zugrundeliegenden Erkrankungen, die auch das Gehirn betreffen.

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Agitation bei Demenz

In der Fachwelt bestehen unterschiedliche Ansichten, was unter agitiertes Verhalten bei einer Demenzerkrankung fällt. Anerkannt und häufig im fachpflegerischem Kontext verwendet wird die Cohen-Mansfield-Skala. Diese erfasst Kriterien über einen eingegrenzten Zeitraum, wie z.B. hohen Bewegungsdrang (Weg- oder Hinlauftendenz), Zerstören von Gegenständen, Kratzen/Beißen/Spucken, Dinge inadäquat verwenden oder verstecken sowie verbale oder körperliche Aggression gegen sich oder andere.

 

Mögliche Auslöser

Sogenannte „Trigger“, also Auslöser, die ein agitiertes Verhalten hervorrufen können sind z.B.:

  • Verwirrung
  • Gefühl des Kontrollverlustes
  • Gefühl fehlender Wertschätzung/ Gefühl nicht ernst genommen zu werden
  • Übermüdung
  • Überreizung durch z.B. lautes Umfeld, laufende Fernseher oder zu viel Interaktion durch andere Menschen
  • Nebenwirkungen von Medikamenten
  • Unerkannte und unbehandelte Schmerzen
  • Andere körperliche Faktoren, z.B. Verstopfung, Infekte mit Fieber

Mögliche erschwerende Folgen

Für den Pflegebedürftigen   

Für pflegende Angehörige

  • Verdrängung
  • Fehlende Handlungsmöglichkeiten
  • Angst und/oder Trauer während klarer Phasen, wegen fehlender Autonomie und Abhängigkeit von Unterstützung durch das soziale Umfeld
  • Sozialer Rückzug und Schamempfinden
  • Vereinsamung durch soziale Isolation und Verlust des Freundes-und Bekanntenkreises
  • Einschränkungen des Pflegebedürftigen in seiner Lebensqualität
  • Evtl. Fixierung des Pflegebedürftigen auf die Pflegeperson
  • Struktur und Gestaltung des Tagesablaufs muss bei fortgeschrittenem Verlauf durch andere übernommen werden
  • Eingeschränkte, persönlich gestaltbare Freizeit
  • Hilflosigkeit im Umgang mit dem Pflegebedürftigen
  • Frustration, Trauer und Verlustangst, Wut…
  • Vereinsamung durch soziale Isolation und Verlust des Freundes-und Bekanntenkreises Einschränkungen des pflegenden Angehörigen in seiner Lebensqualität

Hilfe für pflegende Angehörige

Wie können Sie die pflegebedürftige Person unterstützen?

Wie können Sie sich selbst entlasten?

  • Beobachten Sie gezielt, welche Auslöser das Verhalten ändern
  • Bleiben Sie selbst möglichst ruhig, um eine zusätzliche Übertragung Ihrer Unruhe zu vermeiden
  • Wenn möglich, sorgen Sie für Ruhe im Umfeld, vermeiden Sie zusätzliche Reizquellen (Fernseher, Radio, Besuch)
  • Gehen Sie wertschätzend mit der pflegebedürftigen Person um und zeigen Sie, dass Sie sie ernst nehmen
  • Körpertherapie (Massage, Bewegung und ähnliches) kann zur Beruhigung helfen
  • Eine Anpassung des Tagesablaufs kann helfen
  • Jede pflegebedürftige Person reagiert auf andere Weise, versuchen Sie etwas Anderes, wenn Sie merken, dass das Altbewährte nicht hilft
  • Binden Sie nach Möglichkeit weitere Personen frühzeitig in die Betreuung und Pflege mit ein
  • Verschiedene Angebote der Pflegeversicherung können zur kurzzeitigen oder dauerhaften Entlastung genutzt werden
  • Nehmen Sie eine Pflegeberatung wahr, um sich über mögliche Angebote zu informieren
  • Versuchen Sie Kontakt zu Selbsthilfegruppen aufzubauen (z.B. lokale Fachstellen für pflegende Angehörige, Helferkreise oder deutsche Alzheimergesellschaft)
  • Als pflegende Angehörige haben Sie Anspruch auf kostenfreie Schulungen zur Demenzerkrankung
  • Erlauben Sie sich selbst freie Zeiten zur Regeneration und Aufrechterhaltung eigener sozialer Kontakte

Sollten Sie weitere Fragen haben, wenden Sie sich gerne an uns. Wir Pflegeberaterinnen und Pflegeberater vom Pflegeservice Bayern sind von Montag bis Freitag von 8:00 bis 18:00 Uhr telefonisch unter 0800 - 772 11 11 für Sie da.



(07.09.2022) Pflegeservice-Bayern

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